Seeligstadt Umgebung Reinhardtswalde Wüstung

Reinhardtswalde ist eine Wüstung auf dem Gebiet der Gemeinde Arnsdorf im Landkreis Bautzen, Sachsen.

Die Wüstung Reinhardtswalde befindet sich im Südwesten der Gemeinde Arnsdorf und somit im äußersten Südwesten des Landkreises Bautzen. Wenige 100 Meter westlich der alten Dorfstelle treffen die kommunalen Außengrenzen von Arnsdorf, Radeberg und Dresden an einem Punkt aufeinander. Der Ort der Wüstung ist bewaldet und liegt am nordwestlichen Rand des Karswaldes in der Aue eines linken Nebenbachs der Schwarzen Röder. Umliegende, noch bestehende Siedlungen sind der Arnsdorfer Ortsteil Kleinwolmsdorf im Norden, der Radeberger Ortsteil Großerkmannsdorf im Nordwesten mit Kleinerkmannsdorf im Westen sowie der Dresdner Ortsteil Rossendorf im Südwesten.

Im Mittelalter war der Raum zwischen den heutigen Städten Dresden und Bischofswerda vom Grenzwald zwischen den sorbischen Gauen Nisan und Milska bedeckt, aus denen sich die Mark Meißen und die Oberlausitz entwickelten. Zu diesem Wald gehörte neben Dresdner Heide, Friedewald, Harthe, Landwehr, Massenei, Niederforst, Laußnitzer und Königsbrücker Heide auch der Karswald. Im Rahmen der deutschen Ostsiedlung entstanden in diesem Gebiet Rodungssiedlungen. Dem Namen nach wurde Reinhardtswalde von einem deutschen Lokator namens Reinhardt in einem Wald gegründet. Das Waldhufendorf, dessen Gründung auf das 13. Jahrhundert datiert wird, hatte Schätzungen zufolge eine etwa 300 bis 400 Hektar große Flur. Im Jahr 1445 findet ein Ort „uff dem Reniswalde“ Erwähnung in den Urkunden, der 1517 „uffm Renertzwalder“ genannt wurde. Im Jahr 1551 heißt das Dorf „Reinhartswalde“; als „Wüstes Dorf“ taucht es unter anderem 1819 auf. Eine kleine Erhebung in diesem Bereich heißt Kirchberg, möglicherweise stand dort eine Filialkirche der Pfarre Kleinwolmsdorf.

In den 1960er Jahren fanden umfangreiche Ausgrabungen in der Wüstung statt, bei denen zahlreiche mittelalterliche Zeugnisse zutage traten. Im Jahr 1967 legten Archäologen mehrere Backöfen frei. Sie bestanden aus Steinen, hatten kuppelförmige Lehmdächer und dienten den Dorfbewohnern als Gemeinschaftseinrichtung. Feststellbar sind auch der Mühlendamm und mehrere kleinere Dämme, die das Wasser eines Baches stauten. Über Hohlwege war Reinhardtswalde mit umliegenden Orten und dem Bischofsweg verbunden. Scherbenfunde sprechen zudem für eine Besiedlung des Gebiets bis zur Völkerwanderungszeit.

Nachweisbar fiel Reinhardtswalde in der Mitte des 15. Jahrhunderts wüst. Im Zuge der Hussitenkriege wurde das Dorf vollständig zerstört. Die Bewohner galten als wohlhabend und machten den Ort zu einem bevorzugten Ziel für Plünderungen. Außerdem gehörte Reinhardtswalde dem Bistum Meißen an, dessen Bischof der Hinrichtung des Reformators Jan Hus, die als Auslöser der Hussitenkriege gilt, zugestimmt hatte. Trotz Gegenwehr verloren die Einwohner den Kampf um ihr Dorf. Die Überlebenden verzichteten auf einen Wiederaufbau und siedelten in die benachbarten Ortschaften. Die Flur wurde an umliegende Dörfer verteilt. Reinhardtswalde wurde Gegenstand mehrerer Sagen. An der alten Dorfstelle befindet sich heute eine Hinweistafel über die Wüstung.

„Die wüsten Dorf-Wiesen“ zeugen noch im 19. Jahrhundert von der früheren Dorfstelle.

Text frei nach WiKi

Störzner schreibt folgendes zu Reinhardtswalde

Vor 500 Jahren lag mitten im Karswalde westlich von der heutigen Bahnlinie Arnsdorf–Pirna und südwestlich von den bekannten Torfstichen bei Arnsdorf eine fränkische Siedlung, Reinhardtswalde genannt. Sie war kirchlich mit Kleinwolmsdorf bei Radeberg verbunden. Der Wolmsdorfer Pfarrer wanderte wohl täglich nach Reinhardtswalde, um im dortigen Marienkirchlein Messe zu lesen.

 

Glückliche Menschen wohnten einst in jenem stillen, abgelegenen Walddorfe, die mit Feld- und Gartenbau und Fischzucht sich beschäftigten. Da kam der Krieg! Fanatische Mordbrenner zogen durchs Land. Städte, Dörfer und Klöster gingen in Flammen auf. Die Hussiten standen eines Tages auch vor dem Städtchen Jockrim am Nordabhange des Stolpener Berges, verwandelten es in eine Trümmerstätte und berannten nun die Burg Stolpen, den Lieblingssitz des Meißner Bischofs. Doch vergeblich!  Bei Helmsdorf schlugen sie darauf in der Nähe der Kirche am Katharinenwasser ein großes Lager auf, von dem noch deutliche Reste zu sehen sind: Wall und Graben, im Volksmund die Hussitenschanze genannt. Von hier aus durchstreiften die Hussiten Monate hindurch die ganze Umgegend, plünderten, raubten, brandschatzten und mordeten. Bei jenen Streifzügen ging eines Tages auch Reinhardtswalde, gleich anderen Dörfern in Stolpens und Radebergs Umgebung in Flammen auf.  Reinhardtswalde mit seinen strohgedeckten Holzhäusern war in wenigen Stunden ein rauchender Schutt- und Trümmerhaufen geworden. Weiber und Kinder waren geflüchtet, andere von den Mordbrennern erschlagen, die Männer und Jünglinge im Kampfe mit den Hussiten gefallen.

Das niedergebrannte Dorf wurde nicht wieder aufgebaut. Nach Jahren hatte der Wald seine Stätte überzogen, und wo einst fröhliche Kinder spielten und lachten, äst heute das Reh auf einsamer Waldwiese und geht zur Tränke am ehemaligen Dorfbächlein, noch heute das Reinhardtswalder Wasser genannt.

Die heimatlos gewordenen und noch lebenden Bewohner des untergegangenen Dorfes fanden bei Verwandten und Bekannten in den umliegenden Ortschaften, wie in Kleinwolmsdorf, Erkmannsdorf, einzelne auch in Arnsdorf, Fischbach und Wilschdorf, liebevolle Aufnahme. 

Generationen sind seitdem gekommen und gegangen. Die Zeugen jener blutigen Tage sind längst vermodert und vermorscht. Viele von ihnen schlafen draußen in dem stillen Waldtale. Ihre Gräber sind aber mit der Zeit freilich verwischt. Nur die Hügel, auf dem einst das mit Stroh und Schindeln gedeckte Kirchlein stand, ist noch deutlich erkennbar. Im Volksmund wird er der Kirchberg genannt und auf den Generalstabskarten auch mit diesem Namen bezeichnet. Rings um das kleine Gotteshaus lag der Friedhof, von dessen Ringmauer in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch Reste vorhanden waren. Vor 100 Jahren wurde auf dem Kirchberg beim Bäumeroden ein Grabgewölbe entdeckt. Vom Kirchberge führte ein Hohlweg hinab zum Dorfe. Es war der Leichenweg, auf dem man die Verstorbenen hinauf nach dem Gottesacker zur letzten Ruhe brachte. Er ist noch deutlich erkennbar.

 

Der Reinhardtswalder Kirche schräg gegenüber lag der Gasthof, der Krug von Reinhardtswalde. Vor ihm breitete sich der von einer großen Linde überschattete Dorfplatz aus. Hier war auch der steingefaßte Dorfbrunnen, zu dem gegen Abend die Frauen und Mädchen kamen, um Wasser zu schöpfen.

 

Am oberen Ende des Dorfes, nach der Budißiner Landstraße zu, lag am alten Bischofswege die Reinhardtswalder Mühle. Die hohen Dämme der ehemaligen Mühlteiche sind noch zu sehen. Vor wenigen Jahren war auch noch ein Stück Mauer vorhanden, jedenfalls ein Rest der Reinhardtswalder Mühle.

Am Reinhardtswalder Wasser, das murmelnd durch den stillen Wiesengrund zieht und in der Nähe der Insel mit der Röder sich vereinigt, lagen links und rechts die Gehöfte. Noch sind da und dort deutlich die Rampen zu sehen, welche die Lage der Häuser kennzeichnen.

 

Über die Geschichte von Reinhardtswalde wissen wir leider nicht allzu viel. In den alten Urkunden ist wenig zu finden. Wir sind in der Hauptsache auf das angewiesen, was uns die Volksüberlieferung berichtet, und Frau Saga ist da viel beschäftigt gewesen und hat mit dem immergrünen Efeu deutscher Dichtung das wüste Dorf lieblich umrankt und raunt und flüstert daselbst allerorten.

Quelle: Störzner

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